Mobilitätsbudget – lass doch die Mitarbeitenden entscheiden 

Mobilitätsbudgets sind in aller Munde, gelten sie doch als attraktive Maßnahme im betrieblichen Mobilitätsmanagement. Der Weg zur Arbeit wird bedarfsgerechter und spart CO2-Emissionen ein. Umso überraschender ist es, dass das Wachstum hinter den Erwartungen zurückbleibt. Nicht ohne Grund forderte ein Bündnis aus dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Allianz pro Schiene, Zukunft Fahrrad und Bundesverband CarSharing kürzlich sogar ein Bundesprogramm zur Förderung von Mobilitätsbudgets. 

 

Wie kann die Akzeptanz bei Mitarbeitenden erhöht werden? 

Ob Dienstwagen, Jobrad oder Jobticket, die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter*innen zu treffen, ist nicht einfach. Mit dem Mobilitätsbudget können sich Mitarbeiter*innen ihre Mobilität selbst zusammenstellen – individueller und bedarfsorientierter. Arbeitgeber stellen zusätzlich zu ihren Angeboten des betrieblichen Mobilitätsmanagement ein zweckgebundenes Budget zur Verfügung.  

 

Ob das Mobilitätsbudget auch dabei hilft, einen Beitrag zur Verkehrswende zu leisten, untersuchte ein Forscherteam der Hochschule RheinMain gemeinsam mit den Netzwerken driversity und dem B.A.U.M. 

Tolle Idee – aber auch nachhaltig?   

In über 25 Experten*innengepräche, 60 Interviews mit Nutzer*innen und einer Befragung von über 1000 Mitarbeiter*innen zeigt sich, das Konzept findet Anklang und steigert die Zufriedenheit mit betrieblichen Mobilitätsangeboten.  

  • Aber trägt es auch zu Veränderung des Mobilitätsverhalten bei?  
  • Nutzen Mitarbeitende nachhaltigere Verkehrsmittel öfter und verzichten auf das Auto? 

Ja, besonders Mitarbeitende aus dem urbanen Umfeld fühlen sich angesprochen und sind teils begeistert. Aber auch überzeugte Dienstwagenfahrer realisieren schnell, dass man ihnen mit dem Konzept nichts absprechen möchte und sie lediglich dazugewinnen können. Denn das Mobilitätsbudget steht nicht per se für die Abschaffung des Dienstwagens und soll keine Entweder-oder-Entscheidung hervorrufen: Viel eher soll das Angebot an alternativer Mobilität von sich aus Arbeitnehmer*innen überzeugen, auf teure, verschwenderische PKWs eher zu verzichten, wodurch ein Downsizing der unternehmerischen Dienstwagenflotte angestrebt wird.  

   

Hat das Mobilitätsbudget ein Imageproblem?   

Ja. In den Gesprächen mit potenziellen Nutzer*innen wurde schnell klar, das Mobilitätsbudget hat vor allem ein Image-Problem: Die Durchführung der Workshops zeigte deutlich, dass das Konzept oft nicht ganz verstanden wurde und von Vorurteilen wie der „Abschaffung des Dienstwagens“ behaftet ist.  

Die Einführung eines Mobilitätsbudgets als erklärungswürdiges Produkt verlangt vor allem Aufklärungsarbeit und Transparenz: Die Mitarbeitenden möchten in den Prozess der Einführung des Mobilitätsbudgets eingebunden werden und Klarheit darüber haben, welche Möglichkeiten sie haben. Direkte Ansprechpartner, realitätsgetreue Anwendungs- und Rechenbeispiele sowie Erklärvideos sollen unterstützen und Hemmschwellen abbauen.  

Aber der Aufwand lohnt sich: Mitarbeitende fühlen sich nachweislich zufriedener, spüren eine Erleichterung in der Alltagsplanung und schätzen die neu gewonnene Flexibilität. Und dadurch lässt sich auch mit dem allgemeinen Trugschluss aufräumen, das Mobilitätsbudget ziele primär auf den Umweltschutz ab. Die Einsparung von CO2 durch das Anbieten von Alternativen zum klassischen Dienstwagen ist von Vorteil und wird von Unternehmen spätestens seit der neuen EU-Verordnung zur Verpflichtung des Emissionsausweises begrüßt. Aber das eigentliche und übergeordnete Ziel des Mobilitätsbudgets betrifft die Arbeitgeberattraktivität und damit die Mitarbeitergewinnung und -bindung. Denn der Besitz eines Dienstwagens wird aktuell von der Möglichkeit, flexibel und dabei auch nachhaltig mobil zu sein, als Statussymbol überholt.   

Eine Frage der Generationen?

Die heutigen Generationen der Arbeitnehmer*innen haben oft andere Werte als die oft zitierten Baby Bommer: spucken leisere Töne im Straßenverkehr, streben weniger nach Besitz, PS & Wums und priorisieren dafür smarten Ressourceneinsatz, Flexibilität, nachhaltige Verantwortung und respektvolles Miteinander. 

Dennoch sind Mobilitätsbudget nicht nur für junge Menschen oder urbane Bewohner geeignet: Durch seine Individualisierungsmöglichkeiten kann das Konzept der Mobilitätsbudgets für jede und jeden auch in der Praxis attraktiv werden.  

Weitere Information zur Perspektive verschiedener Generationen auf das Thema Mobilitätsbudget werden aktuell in einer Studienarbeit von Studentinnen der Fachhochschule Rhein-Mein untersucht, die genannten Thesen überprüft. Mit den Ergebnissen wird im Juli 2023 gerechnet. Update folgt! Bei Fragen und Interesse zur Mitarbeit oder als Interviewpartner:in kontaktiert driversity gerne via website oder Linkedin oder wendet euch direkt an die Hochschulkolleg:innen (s.u.)

About

Das Mobilitätsbudget (oder positiver formuliert: MobilitätsBUFFET) im Video erklärt. 

 

Über die Hochschule RheinMain:

Über 70 Studienangebote an zwei Studienorten mit einem internationalen Netzwerk – das ist die Hochschule RheinMain. Rund 13.000 Studierende studieren in den Fachbereichen Architektur und Bauingenieurwesen, Design Informatik Medien, Sozialwesen und Wiesbaden Business School in Wiesbaden sowie im Fachbereich Ingenieurwissenschaften in Rüsselsheim am Main. Neben der praxisorientierten Lehre ist die Hochschule RheinMain anerkannt für ihre anwendungsbezogene Forschung.

Prof. Dr. Tobias Heußler, Laura-Sophie Hinz & Lea Schwehn

Hochschule Rhein Main – University of Applied Sciences
Wiesbaden Business School
Professur für Vertriebsmanagement, Wissenschaftliche MA & Doktorandinnen