Romeo Suleiman
Commmunity-Manager

“Hey, Du warst doch auf der XING New Work Experience 2017 und warst so begeistert von dem Vortrag von Frithjof Bergmann. Willst Du nicht für unseren driversity Blog etwas über Mr. New Work” schreiben und ihm die gebührende Ehre erweisen?”

“Klar… ich versuche es!”

Während meiner Recherche erreichte mich dann die plötzliche Nachricht vom Tode dieses genialen, weisen Mannes, dessen Rede mich und alle Zuhörer so in den Bann gezogen hatte.
Am 23.05.2021 verstarb Frithjof Bergmann, er wurde 91 Jahre alt.

Noch nie durfte ich an einem Vortrag teilnehmen, der so menschlich, sympathisch, aber auch so voller Magie war.
Die Zuhörer:innen  „klebten“ wie gebannt an den Lippen dieses weisen Mannes, er vereinnahmte mit seiner Aura den großen Saal! Aber seht selbst:

Frithjof Bergmanns Rede auf der XING New Work Experience 2017

Ich durfte im Jahre 2017 Frithjof Bergmann live auf der New Work Experience erleben. Es war unbeschreiblich – es ging eine Magie die von diesem weisen Mann aus, die alle Teilnehmer in den Bann zog… https://www.youtube.com/watch?v=29IoGFD86QM

Die heutige Begriffsauslegung von „New Work“ hat mit der Ursprungsidee von Frithjof Bergmann nicht viel zu tun. Aber beide Ansätze sind richtig und vor allem notwendig! Frithjof Bergmann hat uns mit seinen philosophischen Ansätzen wichtige Impulse gegeben! Die zentralen Werte des Konzepts von New Work sind die Selbstständigkeit, die Freiheit und die Teilhabe an der Gemeinschaft.

Seine Theorien zu New Leadership, Automatisierung und Lohnarbeit werden uns weiterhin begleiten. Er forderte uns auf zu hinterfragen, ob das was ich tue das ist, was ich wirklich, wirklich will – macht es mich glücklich…?

Was ist eigentlich New Work?

Geben wir heute den Begriff „New Work“ in die Suchmaschine ein, kommt folgende Erläuterung:

New Work beschreibt den strukturellen Wandel in unserer Arbeitswelt – bedingt durch die Digitalisierung und die veränderten Anforderungen und Bedürfnisse der Generation Y.

Für viele Unternehmen bedeutet New Work ein vollkommen neues Mindset. Faktoren wie Potenzialentfaltung der Mitarbeiter, Work-Life-Balance, flexible Arbeitsgestaltung (Vertrauensarbeitszeit und -orte) sowie das Einbeziehen der Mitarbeiter in Entscheidungen gewinnen immer mehr an Bedeutung.

Unternehmen müssen zukunftsfähig bleiben

Unternehmen, die zukunftsfähig bleiben wollen, sollten sich jetzt mit dem Thema New Work beschäftigen, da sie nur so langfristig gute Mitarbeiter finden und binden können und damit sowohl die Produktivität als auch Innovationskraft steigern

Viel Freiraum für Kreatives …

New Work Arbeitsplätze bieten viel Freiraum für kreatives, aber auch konzentriertes Arbeiten. Home Office, Co-Working-Spaces und digitales Nomadentum sind ebenso selbstverständlich wie Meetingräume mit Post-Its, Tafeln zum Bemalen etc., um die Kreativität voll ausleben zu können. Digitale Tools ermöglichen eine effiziente Zusammenarbeit der Mitarbeiter, egal wo sie sich gerade befinden. Agile Arbeitsmethoden beschleunigen die Umsetzung von Projekten und fördern die Entwicklung innovativer Ideen.

New Work bedeutet auch New Leadership: Streng hierarchische Führungsstile werden ersetzt durch eine Vertrauenskultur und Empathie. Hauptaufgabe der neuen Führungskräfte ist es, die Mitarbeiter zur Eigenverantwortung zu befähigen und deren Stärken zu fördern. * Quelle: Haufe Akademie

Was ist mit New Work „ursprünglich“ gemeint?

Der Begriff „New Work“ ist also in aller Munde und wer sich mit diesem Thema beschäftigen, stößt früher oder später auf den „geistigen Vater“ des Begriffs New Work – Prof. Dr. Frithjof Bergmann. 

Wer war Frithjof Bergmann und was war seine Intension?

Frithjof H. Bergmann wurde am 24. Dezember 1930, in Weickelsdorf (heutiges Sachsen Anhalt) –  geboren († 23.05.2021 in Ann Arbor, Michigan) und war ein österreichisch-US-amerikanischer Philosoph und Begründer der „New Work“-Bewegung. (Quelle: Wikipedia )

Verwirklichst Du Dich im Job? Gehst Du einer Arbeit nach, die Du „wirklich, wirklich“ willst?

Aus der Sicht von Frithjof Bergmann, wird der Begriff „New Work“ in der heutigen Zeit missbraucht. Um diese Behauptung zu verstehen, müssen wir in die Anfänge seiner philosophischen Gedanken zurückgehen.

Alles beginnt in Flint 

Die Geschichte von Bergmanns Neuer Arbeit beginnt in den frühen 1980ern in Flint, einer der wichtigsten Autostädte der USA. Den Fabriken von ­General Motors stand zu dieser Zeit eine Welle von Entlassungen bevor. Bergmann hatte damals schon eine bewegte Karriere hinter sich: Dank eines Stipendiums der österreichischen Botschaft in den USA war der Pfarrerssohn zum Studium nach Amerika gekommen. Nach Gastspielen als Preisboxer, als Hafenarbeiter und als Philosophiedoktorant in Princeton war er an der Universität Michigan gelandet, ungefähr 50 Meilen südlich von den General-Motors-Werken in Flint.

Als Philosophieprofessor hatte Bergmann sich schon eine Zeit lang mit dem Thema Arbeit und der Automatisierung beschäftigt, ­Bücher und eine Fernsehserie dazu geschrieben. Zusammen mit Freunden aus der Wirtschaft, der Gewerkschaft, der Politik, so schreibt er in seinem Buch „Neue Arbeit, neue Kultur“, gründete er das erste „Zentrum für Neue Arbeit“. Der erste Vorschlag dieses Zentrums für Neue Arbeit an General ­Motors war: Statt wegen der Automatisierung die Hälfte der Arbeiter zu entlassen, und damit die „halbe Stadt arbeitslos und die andere Hälfte überarbeitet“ zu machen, sollte GM lieber einen „horizontalen Schnitt“ wagen: Alle bleiben, arbeiten aber nur noch sechs Monate im Jahr. In den anderen sechs Monaten, so Bergmann, sollten die Arbeiter ins Zentrum für Neue Arbeit kommen, um herauszufinden, was sie „wirklich, wirklich wollen“. Das Zentrum für Neue Arbeit würde ihnen dabei helfen, damit tatsächlich auch Geld zu verdienen.

Nicht wir sollten der Arbeit dienen, sondern die Arbeit sollte uns dienen. 

Bergmanns Idee dahinter: Klassische Lohnarbeit sei nur so alt wie die Industrielle Revolution, also 200 Jahre, und daher keinesfalls ein Naturgesetz. Und, da Lohnarbeit jetzt nicht mehr funktioniere, sei die Zeit für ein neues Konzept gekommen, die Neue Arbeit. Bei der Lohnarbeit, so Bergmann in seinem Buch, war „die zu erledigende Aufgabe das Ziel“. Der Mensch nutzt ­dafür „sich selbst als Werkzeug, als Mittel zur Verwirklichung dieses Zwecks“. Mensch unterwirft sich also Arbeit. Die Neue ­Arbeit wolle diesen Zustand umkehren: „Nicht wir sollten der Arbeit dienen, sondern die Arbeit sollte uns dienen. Die Arbeit (…) sollte uns mehr Kraft und Energie verleihen (…), bei unserer Entwicklung unterstützen, lebendigere, vollständigere Menschen zu werden.“ Arbeit, so Bergmann, solle „köstlich und wunderbar“ werden. „Sex muss schon sehr gut sein, wenn er dem Vergleich mit dieser Arbeit standhalten will“, das ist so ein Bergmann-Satz, der hängenbleibt.

Kurz: Falsche Arbeit ist laut Bergmann eine „milde Krankheit“, die irgendwann vorübergeht.

Das gelte auch, wenn man diese falsche Arbeit, die klassische Lohnarbeit, lediglich etwas angenehmer gestalte, ihr einen „Minirock“ anziehe – auch so ein Bergmann-Bild. Das, so wetterte Bergmann kürzlich in einem Interview, sei eben noch lange nicht „New Work“. Die richtige Neue Arbeit sei viel mehr als nur Lohnarbeit mit Dekoration: Sie sei eine Erlösung. Quelle: t3n magazin

„Die meisten Menschen haben keine Ahnung, was sie wollen. Sie sind arm an Begierde.“

 Bergmann, fordert Arbeit, die nicht länger eine „Armut der Begierde“ hervorbringt. Menschen sollten vielmehr in ihrer Berufsausübung das tun können, was sie „wirklich, wirklich wollen“.

Den Begriff der Freiheit kritisierend versteht Bergmann darunter nicht nur Entscheidungsfreiheit zwischen Alternativen, sondern Handlungsfreiheit. Da das „Job-System“ an seinem Ende sei, habe die Menschheit die Chance, sich von der Knechtschaft der Lohnarbeit zu befreien. Zentrale Werte der „Neuen Arbeit“ seien Selbstständigkeit, Freiheit und Teilhabe an Gemeinschaft. Diese solle aus drei etwa gleichen Teilen bestehen: Erwerbsarbeit, „smart consumption“ und „High-Tech-Self-Providing“ (Selbstversorgung auf höchstem technischem Niveau) sowie „Arbeit, die man wirklich, wirklich will“. Quelle: Wikipedia

Fazit

Fakt ist: Die Digitalisierung hat unsere Arbeitswelten stark verändert und wird es auch weiterhin tun.

Prozesse, die früher mit viel Aufwand verbunden waren, laufen nun automatisch. Die Vernetzung der Mitarbeiter ist erheblich einfacher, standortübergreifende Zusammenarbeit kein Problem. Wissen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Neue Berufe entstehen.

Durch diesen Wandel haben sich auch die Anforderungen und Bedürfnisse der Arbeitnehmer verändert und damit die Arbeitsgestaltung in Unternehmen. New Work (wie wir es im Allgemeinen betrachten) beschreibt diese Transformation unserer Arbeitswelt. * Quelle: Haufe Akademie