„Ohne erhobenen Zeigefinger“, sondern sanfte Stupser für eine grünere Welt

„Green Nudging“, nächstes Level: Um die Erkenntnisse aus der Dialogwerkstatt in Potsdam  zu vertiefen, veranstaltete driversity einen Tagesworkshop in der Wirtschaftskanzlei Noerr. Zusammen mit den Coaches entwickelten die Mitarbeitenden konkrete Projekte. 

Wie nähert man sich einem Thema wie „Green Nudging“, wie bringt man die Vorschläge ins eigene Unternehmen und sorgt dafür, dass sie umgesetzt werden? Mareen Walus-Kiefer, Sustainability Managerin und Luisa Fournes, Leiterin Travel Management bei der Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbB, unternahmen genau drei Schritte: Das Webinar zu dem Thema weckte ihre Neugier, die Dialogwerkstatt im Juni in Potsdam lieferte erste konkrete Ideen. Nun ging es einen entscheidenden Step weiter. Ein driversity-Team besuchte die renommierte Wirtschaftskanzlei in Berlin, um gemeinsam mit Mitarbeitenden zu überlegen, welche Projekte pilotiert werden können. Am Ende des eintägigen Workshops stand fest: An Einfällen mangelt es nicht – und die Hürden für eine Umsetzung liegen gar nicht mal so hoch. 

Das Hauptstadtbüro der Wirtschaftskanzlei Noerr befindet sich im historischen Zentrum Berlins, direkt am Gendarmenmarkt. Hier begrüßten die Coaches Dr. Arndt Pechstein und Christina Menzel-Ostrowski die Teilnehmenden.

Dr. Tobias Bosch, Partner von Noerr LLP, schaltete sich kurz via Video dazu:

„Wir versuchen, das Thema Nachhaltigkeit auf vielen Ebenen umzusetzen, angefangen von Ökostrom bis hin zu unserem CO2-Fußabdruck“,

erklärte er:

„Um den zu kompensieren, investieren wir eine relevante Summe. Doch noch besser wäre es, ihn erst gar nicht entstehen zu lassen.“ 

Wo wir beim Thema „Green Nudging“ wären. Dabei sollen Menschen durch Nudges (Stupser) sanft zu einem bestimmten Verhalten gelenkt werden. Nudges sollen helfen, ökologisches Verhalten zu vereinfachen und Gewohnheiten zu durchbrechen. Denn: Viele Menschen finden Umweltschutz gut und wichtig, setzen diese Einstellung aber nicht in ihrem Alltag um. Um zunächst einmal alle ins Boot zu holen, erklärte Dr. Arndt Pechstein den Begriff genauer und gab anschauliche Beispiele – was im Publikum für erste Aha-Momente sorgte.  

Wie aber „stupst“ man eine der größten Wirtschaftskanzleien Europas an, mit 1300 Mitarbeitenden, die auf sechs Standorte in Deutschland verteilt sind? Gar nicht so einfach, befanden die Mitarbeitenden und zählten zunächst die Herausforderungen auf: Die Dezentralität, die manchmal die Kommunikation erschwere, viele Vorschriften, Prestige-Denken. Das Thema Reisen sei ein wichtiger Hebel, denn es wird viel gereist, sei es zwischen den Standorten, zu Mandanten oder zu Fachtagungen und Events. Als nächstes definierten die Teilnehmenden ihre Ziele: Vorbilder aufbauen, lauter und sichtbarer werden. Das Nachhaltigkeitsbewusstsein im Unternehmen verbessern. Und eine gelebte Kommunikation auf Dialogbasis aufbauen, in der konkrete Ideen gemeinsam weiterentwickelt werden können.  

 

Dann ging es, angeleitet von den Coaches, an die Arbeit. Am Ende des Workshops stellten die Teilnehmenden vier spannende Projekte vor:

 

  • Eine „CO2-Uhr“ zeigt an, wie viele Kilometer von den Mitarbeitenden im Monat mit dem Zug, dem Auto, dem Flugzeug zurückgelegt werden – pro Standort, deutschlandweit. Diese Uhr kann als Tafel am Empfang stehen oder digital auf dem Startbildschirm erscheinen – oder in der Küche hängen, wo Menschen zusammenkommen und miteinander reden. Die Uhr macht den CO2-Ausstoß greifbarer und lädt zu Wettbewerben ein: Welcher Standort reist am nachhaltigsten? Somit werden die Mitarbeitenden sanft daran erinnert: Jede Entscheidung hat eine Auswirkung, auf das Unternehmen, aber auch auf die Umwelt.
  • Beim „Nachhaltigkeits-Bootcamp“ liegt der Fokus auf Weiterbildung für alle. Zum Beispiel mit einer Online-Schulung, um erst einmal für das Thema zu sensibilisieren. Dazu werden Workshops an allen Standorten angeboten, in denen neue Ideen gesammelt und Lösungen erarbeitet werden. Hier könnten für einen Extra-Input externe Referenten engagiert werden. Einmal im Jahr wird ein Social Day oder der World Cleanup Day durchgeführt. Events, die man attraktiv gestalten könnte, die Spaß machen, bei den die Mitarbeitenden ihre Familien mitbringen und gemeinsam an Projekten arbeiten können – wie Bäume pflanzen oder Bienenhäuser gestalten. So wird nicht nur ein Bewusstsein für die Umwelt geschaffen, auch die Mitarbeiterzufriedenheit steigt.
      
  • „Green Award For Events“: Eine grüne Challenge, in der zwei Awards ausgelobt werden, soll die Mitarbeitenden motivieren und das Bewusstsein für Umweltthemen stärken. Es gibt jeweils einen Preis für standortübergreifende Events und einen für den grünsten Standort. Dazu müssten vorab Kriterien festgelegt werden um jedes einzelne Event zu planen und zu messen. Wie: Anreise, Catering, Hotel, Location, ein grünes Motto, Content und Activities. Das könnte auch begleitend dokumentiert werden. Am Ende werden die Gewinner bei einer Live-Verleihung ausgezeichnet, was für extra emotionale Momente sorgt.  Die Nudges: Ein großes Publikum, ein Wettbewerb zwischen den Mitarbeitenden und eine Belohnung in Form eines attraktiven Preises.   

 

  • Mit „Together Green“ entsteht eine Art Vorzeige-Event, der sowohl vom Inhalt als auch von der Organisation als Referenzpunkt aber auch als Vorbild dienen kann. Hier soll das Thema Nachhaltigkeit einmal konsequent durchgespielt werden, von der Anreise über das Essen bis hin zu Team-Aktivitäten. Auf diese Weise kann man erlebbar machen, was überhaupt möglich ist und Inspirationen für Kollegen und Kolleginnen liefern – gemäß dem Motto „Mach´s mit, mach´s nach, mach´s besser“. Das Besondere: Nachhaltigkeit soll hier von einem ganzheitlichen Standpunkt aus betrachtet werden, auch andere Themen, bei denen man sich an den Unternehmens-SDGs (Sustainable Development Goals) orientiert, spielen eine Rolle. Das Event soll also auch auf Ziele einzahlen wie Gleichberechtigung, Diversität, faires Wirtschaftswachstum, Klimaschutz, Frieden, Gerechtigkeit und partnerschaftliche Umsetzung. 

Fazit:  

Das Feedback der Teilnehmenden war sehr positiv, besonders der Vortrag von Dr. Arndt Pechstein kam gut an, aber auch der interdisziplinäre Ansatz, quer durch alle Arbeitsbereiche Ideen zu sammeln und in kreativer Runde weiterzuentwickeln. Überhaupt seien viele der Einfälle mit relativ einfachen Mitteln umzusetzen – was die Anwesenden noch mehr motiviert, die Projekte auch wirklich auf die Schiene zu setzen. Von den Coaches gab es am Ende noch ein paar handfeste Tipps an die Hand. Worauf also noch warten?

Wie nudged ihr?

Wollt ihr auch einen individuellen Workshop?

(Wann) kann es losgehen…  ?

Aber lassen wir zum Ende die Kolleg:innen von Noerr einmal selbst zur Wort kommen: